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Wie wirkt sich dies in/auf unsere Ortsgruppen aus?
In den vergangenen Jahren habe ich mich deshalb schon intensiver mit dieser Problematik befasst. Dies auch mit dem Hintergrund, dass ich seit über 25 Jahren in der Vorstandschaft einer SV – Ortsgruppe sitze.Dabei wurde mir die Komplexität dieses Themenbereiches sehr schnell klar. Aus diesem Grund werde ich versuchen eine Betrachtung aus verschiedenen Blickwickeln aufzuzeigen. Dabei wird man schnell Überschneidungen in manchen Bereichen erkennen.
Im ersten Teil soll die Situation in den Ortsgruppen und die dortigen Möglichkeiten näher beleuchtet werden. Zurückgehende Mitgliederzahlen sind ja keine Entwicklung der letzten Jahre – sie hat sich nur deutlicher bemerkbar gemacht. Bei der Publikation dieser Zahlen spielen die neuen Medien sicher auch eine bedeutende Rolle.
Schon zu Beginn der 1980er – Jahre zeichnete sich ab, dass alleine mit dem Angebot Schutz- und Fährtenhund immer weniger Hundebesitzer auf die SV – Plätze kamen. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich das „Augsburger Modell“, welches 1986 vom SV ins Leben gerufen wurde. Dieses erfolgreiche Modell wurde zwischenzeitlich in vielen Hundesport- und Rassevereinen übernommen. Bis heute orientiert sich dieses Modell am gesellschaftsverträglichen Hund und zielt auf eine Begleithundeprüfung hin, die immer noch Grundlage für viele weiterführende hundesportliche Betätigungen ist.In den vergangenen Jahren haben sich Welpengruppen und Erziehungskurse etabliert, die ebenso in vielen Ortsgruppen angeboten werden. Es gibt zwischenzeitlich ein noch viel breiteres Spektrum an Angeboten. Dies reicht vom Bereich Agility, THS, Longieren, Hunderallye usw.Für unsere SV – Ortsgruppen könnten sich so, wenn sie diese Angebote, man kann sicher nicht alles bieten, in ihrem Portfolio haben, neue Felder für den Mitgliedergewinn oder wenigstens deren Stabilisation ergeben.Diesem positiven Rückschluss stehen aber auch Bereiche gegenüber, die auch Realität sind. Vermehrt stehen private Hundeschulen, oft kombiniert mit Hundepensionen, im Wettbewerb mit unseren Ortsgruppen. Sie bieten teilweise „kundenfreundliche“ Übungszeiten, Einzeltraining usw. an, die Ortsgruppen so meist nicht bieten können. Dabei trifft man auch auf sehr ansprechende Internetauftritte, die mit „modernen“ Ausbildungsmethoden werben und dabei auch immer auf eine Vielzahl von Schulungen und Seminaren verweisen, die besucht wurden. Hier wären Punkte, die fast alle SV – Ortsgruppen auf ihren Homepages völlig vermissen lassen. Auch wir haben lizenzierte und erfahrene Trainer auf den Übungsplätzen, die sich ebenso auf Seminaren weiterbilden können und sollten. Wünschenswert wäre hier ein Angebot an Basisseminaren, deren Inhalte auf den Bereich Aufbau, Durchführung und Inhalte von Welpengruppen und Erziehungskursen abzielt. Ein Leitfaden wird derzeit unter Federführung von Jürgen Henzler in der Landesgruppe erstellt. Der andere Punkt sind die „Ausbildungsmethoden“. Hier habe ich in der eigenen Ortsgruppe genügend Erfahrungen gesammelt. Immer wieder wurde von einem ebenfalls in Münsingen ansässigen Verein behauptet, dass beim SV Hunde gequält und/oder misshandelt würden. Auch zu diesem Punkt, es gibt ja sehr aktuelle Beispiele, müssen wir als Ortsgruppen deutliche Signale setzen. Hundebesitzer erwarten eine Erziehung ihres Hundes, die sich nur sehr bedingt an der Dressur früherer Jahre orientieren darf.Viele Hundebesitzer, auch die Öffentlichkeit, sieht den Schutzdienst als sehr problematisch. Immer wieder wird behauptet hier würden Hunde böse gemacht, auf den Mann abgerichtet und die Folge wären beißwütige Hunde, die Kinder anfallen. Beides, Ausbildungsmethoden und Schutzdienst, sind im Umgang mit „Neulingen“ eine sehr sensible Geschichte. Hier ist sehr viel Takt und Fingerspitzengefühl nötig. Negative Aussagen über andere Rassen, der Einsatz von bestimmten Ausbildungshilfen führt schnell dazu, dass Hundebesitzer nicht mehr kommen und der o.a. Ruf weiter bestätigt wird.Ein manchmal mühsamer Weg, der aber beschritten werden muss wenn wir unsere Ortsgruppen erhalten und Hundebesitzer an uns binden wollen.Der Name „Verein für Deutsche Schäferhunde“ hält manche Hundebesitzer auch davon ab auf unsere Übungsplätze zu kommen. Dies wird von der Konkurrenz auch immer wieder angeführt. Hier können Zeitungsberichte und Homepage mit entsprechenden Bildern hilfreich sein. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein Infoflyer, ausgelegt im Futterhandel, den Tierärzten oder ähnlichen Örtlichkeiten hilft hier auch weiter.Öffentlichkeitsarbeit erwies sich bei uns als sehr wichtig. Nach jedem Zeitungsbericht (mit Hinweis auf Internetpräsenz) gab es Anrufe und vermehrt Anmeldungen zu den Erziehungskursen.Auch mit den Kommunen sollte darüber gesprochen werden, dass steuerliche Anreize gesetzt werden. In Münsingen gilt beispielsweise eine Ermäßigung von 50 % bei der Hundesteuer nach einer erfolgreichen Begleithundprüfung.Auch ich wurde in meiner OG mit kritischen Anmerkungen konfrontiert. Die Anzahl der Deutschen Schäferhunde würde sich mit den Kursen nicht erhöhen. Natürlich werden über die o.a. Möglichkeiten alle Hundebesitzer angesprochen. So steigt die Anzahl von Mischlingen und/oder andersrassigen Hunden deutlich. Man muss aber auch die Vorteile sehen. Meine finanziellen Mittel werden besser, in der Öffentlichkeit kann ich mein OG – Image verbessern – jeder erzogene Hund in der Kommune ist besser.Bei uns sind auch regelmäßig Hundebesitzer, die meist mit Mischlingen gekommen sind, vom Deutschen Schäferhund überzeugt worden. Zwischenzeitlich gibt es auch bei uns wieder vermehrt Deutsche Schäferhunde. So kann man auch diese Argumentation ad acta legen.
Sicher soll hier nicht das Rad neu erfunden werden, aber wir im SV, nicht nur in Augsburg, sollten uns immer wieder bewusst machen, dass wir vor neuen Herausforderungen stehen und Stillstand auch hier immer Rückschritt bedeutet.Wir von der LG würden uns über Rückmeldungen, Ideen und Ratschläge freuen. Gemeinsam könnten wir mehr bewegen.
Ruf und Gesundheit des Deutschen Schäferhundes
Ein weiterer ganz heißer Punkt zum Thema ist der Ruf unseres Deutschen Schäferhundes. Früher galt er überall als der Dienst- und Gebrauchshund. Dieser Ruf ist in den vergangenen Jahren sicher verloren gegangen. Die Gründe sind sicher, wie immer, vielschichtig. Im Bereich der Diensthunde wird immer wieder angeführt, dass es dem Deutsche Schäferhund an der nötigen „Härte“ fehlt. Hier bleibt natürlich die Frage welchen „Härtegrad“ ein Diensthund im Einsatz benötigt. Mir kommen da immer wieder Erinnerungen an „zähnefletschende“ Deutsche Schäferhunde im Fußballstadion und bei Demonstrationen, die in auflagenstarken Blättern in Deutschland veröffentlicht wurden. Dem Deutschen Schäferhund hat dies den Ruf „beißwütig“ eingebracht. Sicher kein Argument, das ein normaler Hundehalter als positiv beim Kauf betrachtet.Damit stehen wir in einem Interessenkonflikt. Einerseits ein Diensthund mit der nötigen Härte, was dies auch immer bedeutet, und andererseits der umgängliche Familienhund, der bei einer weit größeren „Käuferschicht“ Interesse wecken könnte. Hier gilt es genau zu prüfen wohin wir uns in Zukunft bewegen wollen. Das Nischenprodukt, das in bestimmten Bereichen (bspw. Diensthund) zu Spitzenleistungen fähig ist, aber dann in der breiten Öffentlichkeit vielleicht dadurch ein weiter negatives Image behält oder ein umgänglicher Familienhund, der in sich viele Eigenschaften enthält, die ihn in der Gesellschaft als „Multitalent“ ankommen lassen. Als Beispiel möchte ich hier die Leichtathletik anführen. Sicher sind die Sprinterstars immer wieder im Blickpunkt – positiv wie negativ. Die vielen Dopingfälle in den vergangenen Jahren wirken doch eher negativ. Die eigentlichen Könige der Leichtathletik sind aber die „Zehnkämpfer“. Hier vereinen sich viele Fähigkeiten, die das Gesamtspektrum dieser Sportart aufzeigt. Vor einigen Jahren wurde in der LG Württemberg der Flyer „Multitalent Deutscher Schäferhund“ entworfen. Ich gehe davon aus, dass dieser Weg für die Zukunft der Rasse „Deutscher Schäferhund“ möglich wäre. Unterstützt mit einer passenden „Imagekampagne“, deren Zielsetzung ein Aufzeigen der Vielfältigkeit unseres Hundes sein muss. Das breite Spektrum, welches die Rasse „Deutscher Schäferhund“ in Bezug auf Sport, Dienste und Familie abdeckt sucht sicher seinesgleichen. Schon Rittmeister v. Stephanitz bezeichnete die Hunderasse als Gebrauchshund. Dies wird in der langjährigen Diskussion immer wieder angeführt. Aber auch hier wird der Begriff eines Gebrauchshundes immer nur auf die Eigeninteressen des Diskussionsteilnehmers reduziert.
Welche Eigenschaften kennzeichnen den Gebrauchshund?
Gleichen sich die nötigen Eigenschaften im Bereich Dienst-, Sport-, Hüte-, und Familienhund?
Mit diesen Fragen möchte ich nur zum Nachdenken anregen, bevor man sich wieder in einem Internetforum darüber auslässt.Auch immer wieder ein Punkt in Internetforen und Diskussionen ist die Gesundheit der Rasse. Hier spielen natürlich HD und ED eine führende Rolle. Auch hier stützen sich die Meinungen nicht auf aussagefähige Gesichtspunkte, sondern hier werden oft nur „Weisheiten“, die in Tierarztpraxen, im Internet und anderen Medien verbreitet werden, weiter gegeben.Bleibt die Frage, ob die Rasse „Deutscher Schäferhund“ wirklich kränker ist als andere Rassen? Bezüglich HD wäre ein Blick in Wikipedia sinnvoll!
Ich zitiere: „Erstmals diagnostiziert wurde sie am Deutschen Schäferhund und wird daher fälschlicherweise hauptsächlich mit dieser Rasse in Verbindung gebracht, obwohl andere Rassen mittlerweile stärker betroffen sind.
“Sicher eine „neutrale“ Quelle.
Gibt es hierzu überhaupt belegbare Zahlen?
Zum Thema ED und HD kann man die Ergebnisse aus den Daten des SV heranziehen. Hier werden aber nur die eingesandten Röntgenaufnahmen als Basis herangezogen. Dies sind momentan 30 Prozent der Gesamtpopulation. Nun kann man ja sagen, dass der Rest vermutlich „krank“ ist. Dies wäre wissenschaftlich nicht haltbar.Dazu müsste man wissen, weshalb die anderen Hunde nicht in die Daten einfließen können. Sicher sind darunter Hunde, deren Hüften oder Ellenbogen nicht entsprechend sind. Andere Erklärungen wären Kostenfaktor und oder Sinn und Nutzen. Wer mit seinem „Deutschen Schäferhund“ nicht züchten will braucht diese Untersuchung nicht und spart sich die Kosten. In diesem Punkt könnte der SV sicher auf die Mitglieder (wenn der Besitzer überhaupt SV - Mitglied ist) zu gehen.Hunde, die andere zuchtausschließende Fehler haben, tauchen in der Statistik sicher auch nicht auf.Das wir in vielen Bereichen auch mit den Begriffen „Betrug, Tricksereien, Täuschung“ umgehen müssen haben wir in den vergangenen Jahren deutlich aufgezeigt bekommen. Dies zeigt sich ja deutlich auch in den verschiedenen Sportarten, die immer wieder mit Dopingfällen konfrontiert werden. Hier hat es auch zu lange gedauert bis man entsprechende Strafen ausgesprochen hat und „Seilschaften“ angegangen wurden. Ob erfolgreich – wird sich in den kommenden Jahren erst zeigen.Unsicherheitsfaktoren bleiben dabei auch Hunde, die aus anderen Schäferhundver-bänden in unsere Zucht einfließen. Erst wenn hier WUSV-einheitliche Regelungen gelten, wäre eine gewisse Sicherheit gegeben.
Wikipedia zeigt eine Studie aus der Schweiz (1991 – 1994), die nicht rassespezifisch ist und die Verteilung auf die verschiedenen Ausprägungen bei rund 3 700 Hunden aufzeigt.Andere Studien (OFA, USA) zeigen rassespezifische Daten zu sehr unterschied-lichen Krankheitsbildern, aus den Jahren 1974 – 2012. Auch hier fällt die Rasse „Deutscher Schäferhund“ nicht aus dem Rahmen der vergleichbaren Hunderassen. Im Bereich seit 2006 zeigt sich dabei eine leichte Verbesserung der Qualität (HD).
Wenn man sich die Mühe macht und in Internetforen auch die Problematik Futterallergien zu recherchieren, entdeckt man schnell, dass hier nur wenige Deutsche Schäferhunde genannt werden.Es gibt auch „SV-spezifische Foren“ - da werden Zahlen von 50 – 60 % kranker DS genannt. Manche „Forennutzer“ berichten, dass sie mehrere DS hintereinander hatten, die „erblich“ krank waren. Hier kann ich nur eigene Erfahrungen dagegen stellen. Seit 1969 über 20 DS, davon eine Hündin mit HD (wurde 13 Jahre alt), eine Hündin mit CE (eingeschläfert mit 10 Jahren) und eine Hündin hatte im Alter von 5 Jahren einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse. Der Rest war bis ins hohe Alter gesund (Durchschnittsalter 12,4 Jahre).
Bleibt als Fazit: Der Deutsche Schäferhund ist im Vergleich zu anderen Rassen nicht kränker oder gesünder. Klar ist jedoch auch, dass hier weiter an Richtlinien gearbeitet (verfeinert ) werden muss. Dies beinhaltet natürlich auch das Angehen von anderen vererblichen Krankheiten, die Auswirkungen auf Gebrauchsfähigkeit und Ansehen unserer Hunderasse haben.
Dazu gehört aber auch eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit beim SV und den Landesgruppen (für Ortsgruppen gab es ja schon oben Möglichkeiten). Die derzeitige Kampagne kostet wahrscheinlich viel Geld und verpufft wirkungslos. Hier möchte ich nochmals die Argumentation für das „Multitalent“ Deutscher Schäferhund anführen. Hier gilt es doch aufzuzeigen welches Potential in der Rasse steckt.
Das Schauwesen
Sehr in der Kritik steht seit einigen Jahren das Schauwesen. Dies zeigt im Besonderen bei den deutlich zurück gehenden Meldezahlen (auch BSZS). Im Bereich der BSZS nahm in den vergangenen Jahren die Zahl der ausländischen Aussteller (über 40 % im Jahr 2013) kontinuierlich zu. Dies kann man ja natürlich auch positiv sehen – der DS hat im Ausland an Ansehen und Bedeutung gewonnen.Die Realität ist aber eher, dass immer weniger deutsche Aussteller Lust und Laune auf den „Wettbewerb“ einer BSZS haben.Diese Entwicklung hält seit einigen Jahren an und ich persönlich sehe momentan keine Stelle im SV, die sich daran macht dieses zu stoppen.
Bleiben die Fragen: |
Warum gehen immer weniger zur Zuchtschau? |
Weshalb wird nichts verändert? |
Werden weiterhin diese Missstände von den Gremien des SV geduldet, wird sich die Abwärtsspirale im Mitgliederbereich und bei der Anzahl der Aussteller weiter nach unten bewegen. Einige Punkte wären durchaus schnell umsetzbar. BZW Quoll spricht in seinem Bericht von nicht zielführendem anonymen Messen. Hier hat er durchaus Recht. Solange die Ergebnisse anonym bleiben, werden unsere Hunde auch nicht kleiner werden. Hier hilft nur das Durchbrechen der Anonymität durch öffentliches Anzeigen der Messergebnisse. Dies dürfte in einem Stadion für die BSZS technisch kein Problem sein.Wir benötigen auch keine Ursachenforschung, die wieder Geld kostet und richtige Maßnahmen weiter verzögert. Wir brauchen ein Einhalten des Rassestandards (auch mit einer kurzen Übergangsfrist) und Richter, die sich bei ihrem Urteil an die Vorgaben des Rassestandards halten.Es hilft weder dem SV noch unserer Hunderasse weiter, wenn kritische Mitglieder ausgeschlossen oder mundtot gemacht werden. Was dem Deutschen Schäfer-hund hilft sind der Kampf gegen Manipulation und Korruption, ein transparenter Umgang mit Entscheidungen der diversen SV-Gremien, die auch einen Mitgliederentscheid als Grundlage haben sollten.
Ansonsten denke ich an viele Ideen und Gedanken, die Prof. Willy Gruber am 17.02.2013 in Bad Boll aufgezeigt hat und dessen Vortrag mich bei diesem Schreiben begleitet hat.
Was noch fehlt sind Gedanken zum Thema PO!
Arnd Brändle